Familienbunker in Querum
Als Ergänzung der öffentlichen Luftschutzbauten in Braunschweig entstanden ab Anfang 1943 im Braunschweiger Ortsteil Querum mindestens 13 private
Kleinbunker. Diese befanden sich außerhalb der Wohnhäuser, lagen meist auf dem Niveau der Kellerräume der Häuser und waren
oft straßenseitig angelegt. Die Schutzräume wurden meist von einer oder mehreren Familien gemeinsam in Eigenleistung erbaut und
boten je nach Größe bis zu 100 Personen Schutz. Da solcherlei Eigenmaßnahmen natürlich im Interesse des staatlich propagierten
Luftschutzes waren, wurden die Baumaßnahmen unterstützt und öffentlich gefördert. Die Bunker konnten so meist fachgerecht
aus Stahlbeton errichtet werden, waren jedoch aufgrund der zu geringen Wand- und Deckenstärke nicht sicher bei Nah- oder Volltreffern. Im Sommer 1944
wurde angesichts der fortschreitenden Rohstoffverknappung der für weitere Baumaßnahmen bestimmte Zement beschlagnahmt und
die Bauarbeiten kamen zum erliegen.
Nach dem Krieg stellte die Beseitigung der Bunker ein Problem dar, da eine Sprengung aufgrund der dichten Bebauung nicht in Frage kam. Die meisten dieser
Schutzbauten sind daher heute noch auffindbar.
Liste der Privatbunker | |
STRASSE | ZUSTAND |
---|---|
Am Forst 14 | vorhanden |
Bevenroder Straße 38 | vermtl. abgerissen |
Bevenroder Straße 40 | vorhanden |
Bevenroder Straße 122 | vorhanden |
Eitelbrodstraße 25 | vorhanden |
Forststraße 1 | vorhanden |
Forststraße 65 | betonierte Splitterblende; vorhanden |
Hinter der Kirche 5 | vorhanden |
Köterei 7 | vorhanden |
Köterei 18 | vorhanden |
Köterei 19 | vorhanden |
Moorkamp 24 | vorhanden |
Bevenroder Straße / Forststraße (ehem. Gaststätte Zum Zoll) | abgerissen 11/2019 |
Volkmaroder Straße (ehem. Konservenfabrik Dommes) | unbekannt |
Vielen Dank an Herrn Rolf Siebert (Braunschweig-Querum), der mir diese Informationen zukommen ließ. Seine ausführlichen Recherchen zu den Luftangriffen auf Querum hat Herr Siebert in dem Buch Bomben auf Querum vor 50 Jahren und in dem Aufsatz Die amerikanischen Luftangriffe auf den Stadtteil Querum der Stadt Braunschweig am 21. Februar und 8. Mai 1944 (erschienen in: Braunschweigische Heimat Nr. 81/82, 1995/1996, S. 65-90) veröffentlicht.
Rundbunker in der Gartenstadt
Ein anderer Privatbunker befand sich in der Gartenstadt, unweit des Hauses Harzstieg 40. Es war der Schutzraum des Lagerkommandanten eines nahe gelegenen Arbeits- und Kriegsgefangenenlagers, aber auch andere Anwohner durften diesen Bunker mitbenutzen. Der Rundbunker (vermutlich handelte es sich um einen Luftschutz-Rundbau) soll einen Durchmesser von ca. acht Metern gehabt haben und stand bis in die 1950er Jahre. Er wurde dann im Zuge der Umbauarbeiten an den nahegelegenen Bahnanlagen entfernt.
Bilder:Vielen Dank an Herrn Lutz Jordan (Hamburg), der mir die Informationen und die Bilder zukommen ließ.
Hume-Deckungsgräben Bahnausbesserungswerk
Zum Schutz der damals im Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) tätigen Arbeiter wurden als einfache Schutzmaßnahme zwei Hume-Deckungsgräben
1 errichtet. Diese liegen knapp unter Erdniveau und bestehen jeweils aus einer 17,50 Meter langen Stahlbetonröhre,
die aus sieben jeweils 2,50 Meter langen Segmenten zusammengesetzt ist. Diese spiralbewehrten Betonrohre wurden ursprünglich von der Firma Humerohr
GmbH aus Kirchhain für Kanalisationsbauarbeiten entworfen und wurden während des Krieges aufgrund ihrer stahlsparenden Bauart zu Luftschutzzwecken
verwendet. Zusätzlich wurde eine etwa 60-70 cm dicke Erdabdeckung angeschüttet.
Am Zugang zu diesen Schutzräumen befand sich eine Gasschleuse, die durch Luftschutztüren aus Stahl gesichert war. Aufgrund des nur etwa zwei Meter großen
Innendurchmessers der Röhren, haben die Türen eine eigentümliche Form, die es sonst so nicht gibt. Jeder Stollen verfügte über mindestens einen Schutzlüfter,
welcher die angesaugte Frischluft filterte und einen leichten Überdruck im Stollen erzeugte. Überschüssige Luft konnte über ein Überdruckventil (Auer Umg 24) am
Eingang des Stollens entweichen. An den Seiten der Röhre waren Sitzbänke montiert, die heute allerdings nicht mehr vorhanden sind. Jeder der Stollen war für 50 Personen
ausgelegt. Für den Fall, dass der Eingang verschüttet würde, verfügten die Stollen jeweils über einen Notausstiegsschacht.
- Zugang zum Splitterschutzstollen
- Zugang
- Schutzraumtür am Eingang
- Rahmen der zweiten Schutzraumtür
- Stollen
- Schutzlüfter im Stollen
- Grundriss-Skizze
Auf dem Gelände des Ausbesserungswerks befanden sich auch mehrere LS-Deckungsgräben, die insgesamt ca. 1000 Personen einen reduzierten Schutz boten. Diese Gräben sind heute aber nicht mehr auffindbar.
Vielen Dank an Herrn Fetzer und Herrn Heuser von den Verkehrsfreunden Braunschweig
für die freundliche Unterstützung bei den Fotoaufnahmen.
Unterstand Gaußstraße
Auf einem Grundstück an der Gaußstraße befindet sich in der Nähe des westlichen Umflutgrabens ein kleiner, etwa 8 Meter langer Unterstand 2 mit zwei Zugängen. Die Wände sind gemauert und mit einer Betondecke versehen.Weitere Details sind nicht bekannt. Schutzbauten dieses Typs wurden in Gärten öfters angelegt, müssen jedoch hinsichtlich der Schutzwirkung als absolut untauglich angesehen werden.
Vielen Dank an Herrn Jörn Miehe (Braunschweig) für den Hinweis auf dieses Objekt.
Gliesmaroder Turm
Der Gliesmaroder Turm wurde um 1400 als Befestigungsturm der Braunschweiger Landwehr gebaut. Nachdem er bei mehreren Belagerungen Braunschweigs zerstört und wieder aufgebaut wurde, kam 1763 schließlich der endgültige Abriss. An seiner Stelle entstand ein Gebäude, das seitdem als Gaststätte genutzt wird, heute unter dem Namen Gliesmaroder Thurm. Im (Bier-) Gartenbereich des Grundstücks (Berliner Straße 105) befindet sich ein etwa fünf Meter langer Deckungsgraben. Der Bau ist zu etwa Zweidritteln im Boden versenkt, am Eingangsbereich abgewinkelt und besitzt einen Notausgang. Das Vorhandensein des Baus geht auf Eigeninitiative des damaligen Gaststättenbesitzers O. Grübel zurück. Die Stadt Braunschweig richtete während des Krieges auf dem Grundstück auch eine der elf Betreuungsstellen für Fliegergeschädigte ein.
Bilder: