Der Bunker Münzstraße

Der Bau des Bunkers Münzstraße, gelegen an der Südostecke des heutigen Platzes der Deutschen Einheit gegenüber dem Rathaus, wurde im Jahr 1941 begonnen. Das Bauwerk war für 400 Schutzsuchende konzipiert und sollte neben Plätzen für die Zivil­bevölkerung vor allem die Führungsstäbe der Polizei aufnehmen. Der Bauauftrag wurde der Firma Karl Schaare erteilt, die für rund 477.500 RM einen dreigeschossigen Betonbau errichtete. Verbaut wurden rund 3500 m³ Stahlbeton und etwa 400 m³ Stampfbeton; eine zunächst geplante Verblendung kam auch hier nicht mehr zur Ausführung. Die Stärke der Abschluss­decke beträgt 1,40 m, die Seitenwände waren 1,10 m (im Tiefgeschoss 1,80 m) dick. Wie bei den meisten Braunschweiger Bunkern üblich, wurde auch hier ein bomben­sicherer Dach­ausstieg integriert, der vor allem dem Zwecke der Durchlüftung nach einem Angriff dienen sollte.
Eine Besonderheit des Baus bestand darin, dass nach Fertigstellung des Betonkörpers auf der Abschluss­decke noch zwei weitere Geschosse in normaler Ziegel­bauweise errichtet wurden. Dieser Bürotrakt war über ein separates Treppenhaus oder über den Dachausstieg des Bunkers zu erreichen. Auch diese Arbeiten wurden von der Firma Schaare vorgenommen und kosteten abermals 92.157 RM.
Da der Bunker in unmittelbarer Nachbarschaft zum Polizeipräsidium lag, waren das Erd- und das Obergeschoss der Polizeiführung vorbehalten und mit entsprechenden Funktionsräumen und Fernmelde­technik (Fernschreiber, Funkgeräte) ausgestattet. Der Bunker trug daher auch den Namen “Befehlsstelle Münzstraße”. Im Tiefgeschoss befanden sich auch Räume für die Zivilbevölkerung.
Am 12. April 1945 wurde der Bunker Münzstraße Schauplatz der Übergabe der Stadt Braunschweig an die amerikanischen Streitkräfte der 30. US-Infanteriedivision. Um 2.59 Uhr wurde das Dokument vom kommissarischen Ober­bürgermeister Dr. Erich Bockler und dem kommissarischen Polizeipräsidenten Karl Stahl unter­zeichnet.
Nach dem Krieg wurde der Bunker unter der Desarmierungs­nummer DB 1955 erfasst und in den Jahren 1947/48 durch Bohr- und Spreng­arbeiten, bei denen man großflächige Fenster­öffnungen schuf, entfestigt. Bis 1951 folgten weitere Umbau­maßnahmen, die aus dem ehemaligen Bunker ein Ver­waltungsgebäude der Polizei entstehen ließen. Im Erdgeschoss wurde eine Einsatzzentrale eingerichtet, die bis Anfang 1969 dort verblieb. Im Tiefgeschoss wurden 15 Zellen geschaffen. Die anderen Räumlichkeiten wurden durch diverse Stellen der Polizei genutzt.
Seit November 2002 ist das Gebäude ungenutzt und steht leer.