Einleitung
Nach dem Ersten Weltkrieg erkannte man schnell die Bedeutung des Flugzeugs als neue Waffengattung und die daraus erwachsenden Gefahren in Form von Abwurfmunition.
So wurde 1927 reichsweit der Deutsche Luftschutzbund gegründet 1. Bereits ab 1932 gab es
in Braunschweig Luftschutzübungen und erste behelfsmäßige Luftschutzräume 2.
Als Folge des am 26. Juni 1935 erlassenen Luftschutzgesetzes begann man dann auch in Braunschweig mit dem Bau von
verbesserten Schutzräumen. Kurz nach Beginn des Krieges folgten die ersten Bomberangriffe auf das damalige Reichsgebiet 3,
und die Luftschutzmaßnahmen wurden extrem forciert. Hitler selber hatte dies Anfang Oktober 1940 im so genannten
Sofortprogramm befohlen 4. So wurden in
Braunschweig während des Krieges insgesamt 24 öffentliche Luftschutzbunker (Selbstschutz 5) fertiggestellt,
weitere befanden sich im Bau oder in Planung. Ergänzend entstanden in geeigneten Kellern öffentlicher Gebäude Luftschutzräume, die nicht den
gleichen Schutz boten wie die Betonbunker, aber immerhin als gas- und trümmersicher galten. Mit fortschreitender Kriegsdauer und der damit einhergehenden
Materialverknappung musste schließlich auf weitere zivile Bunkerbauten verzichtet werden. Geplante Bauprojekte wurden nicht mehr begonnen, im Bau befindliche
Bunker z. T. nicht mehr fertig gestellt 6. Statt dessen wurden materialsparende Luftschutzstollen (Mascherode,
Nussberg, Windmühlenberg) und Luftschutz-Deckungsgräben angelegt.
Auch in Wohnhäusern mussten Luftschutzräume angelegt werden. Dies war aber besonders in der Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern, die aufgrund des hohen
Grundwasserspiegels meist keine Kellerräume besaßen, oft nicht möglich. Mitte 1940 gab es somit in den rund 16.000 Braunschweiger Wohnhäusern
etwa 4000 Luftschutzräume; weitere 6000 waren geplant 7. In Gärten wurden einfache Unterstände angelegt,
oft nur mehr ein Erdloch mit einer dünnen Betonabdeckung, als ein brauchbarer Schutzraum. In keinem Fall hätten diese Splittergräben dem Nahtreffer einer Bombe
standgehalten.
Fabriken und Betriebe erhielten, besonders wenn sie kriegswichtig waren, im Rahmen des so genannten Werkluftschutzes eigene Luftschutzbunker,
Schutzräume oder zumindest betonierte Deckungsgräben.
Bei Krankenhäusern wurden Operationsbunker errichtet, die die medizinische Versorgung auch während eines Angriffs ermöglichen sollten.
Auch die Reichsbahn verfügte über eigene Luftschutzbauten, die sowohl der Unterbringung der Fahrgäste, als auch dem Schutz des Bahnpersonals und der Aufrechterhaltung
des Fahrbetriebs dienten.
Entgegen dem heutigen weitläufigen Sprachgebrauch galten damals nur solche Bauwerke als Bunker, die den Kriterien der Bombensicherheit und des Gasschutzes
entsprachen. Viele der heute oft einfach als Bunker bezeichneten Schutzbauwerke entsprechen diesen Kriterien aber nicht. Diese unklaren Begrifflichkeiten traten
auch schon zu Kriegszeiten auf und so wurde im Juni 1944 vom Reichsluftfahrtministerium per Erlass eine genauere Definition veröffentlicht:
Quellen
- LS-Bunker: Bombensichere LS-Raumanlage, deren Schutzwirkung durch Beton mit Schutzbewehrung erzielt wird.
- LS-Stollen: Bombensichere langgestreckte LS-Raumanlage unter Erdgleiche, deren Schutzwirkung durch die Stärke der Überdeckung erzielt wird.
- LS-Keller: Gas-, splitter- und trümmersichere LS-Raumanlage im Keller von Gebäuden.
- LS-Deckungsgraben: Außerhalb von Gebäuden als überdeckter Graben angelegte LS-Raumanlage, die Schutz gegen Splitter und Detonationsstoß von Bomben bietet.
- LS-Rundbau: Gas-, splitter- und trümmersichere LS-Raumanlage außerhalb von Gebäuden, die errichtet wird, wenn geeignete Keller nicht vorhanden sind und der Bau eines LS-Deckungsgrabens nicht möglich ist.
- Öffentlicher Luftschutzraum: Luftschutz-Raumanlage für Personen, die sich bei Fliegeralarm auf Straßen, Plätzen oder in Straßenverkehrsmitteln befinden und die Luftschutzräume ihrer Wohn- oder Arbeitsstätten nicht rechtzeitig erreichen können.
Abkürzungen: HB - Hochbunker, LS - Luftschutz, TB - Tiefbunker, WLS - Werkluftschutz
Angaben über die Platzanzahl entsprechend den Planungen beim Bau.
Hochbunker | ||||
ORT (Straße) | PLÄTZE | BAUJAHR | HEUTE | |
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Alte Knochenhauerstraße | 813 | 1940/41 | ehem. Katastrophenschutzbunker / Lager | |
Alte Waage | 250 | 1940/41 | ehem. Katastrophenschutzbunker | |
Bockstwete | 750 | 1941/42 | Wohn- /Geschäftsgebäude | |
Borsigstraße-Bebelhof | 800 | 1941/42 | abgerissen 2/2001 | |
Kaiserstraße | 642 | 1940/41 | Privatbesitz; Umbau zu Wohngebäude 2019/20 | |
Kalenwall, (Bunker Am Bahnhof) | 428 | 1940/41 | Geschäftsgebäude | |
Kralenriede | 500 | 1941/42 | Bunker-Denkmal | |
Ludwigstraße | 236 | 1941/42 | vorhanden | |
Madamenweg | 1500 | 1941/42 | Wohngebäude | |
Melverode (Glogaustraße) | 350 | 1941/42 | Wohngebäude | |
Methfesselstraße | 1250 | 1941/42 | Wohngebäude | |
Münzstraße | 400 | 1941/42 | entfestigt, leerstehend | |
Okerstraße | 944 | 1940/41 | Fundament für Hochhaus | |
Rehnstoben (Bosselgraben) | 610 | 1940/41 | Wohngebäude | |
Ritterstraße | 840 | 1944 | Wohngebäude | |
Rühme (Hesterkamp/Auerstraße) | 650 | 1941/42 | gesprengt und beseitigt | |
Sack | 700 | 1940/41 | abgerissen 11/2007 | |
Salzdahlumer Straße | 986 | 1940/41 | Wohngebäude | |
Geplante / nicht vollendete Bunker | ||||
ORT (Straße) | ART | |||
Abtstraße | Hochbunker (Selbstschutz) | |||
Amalienplatz | Tiefbunker (Selbstschutz) | |||
Jahnstraße | Hochbunker (Selbstschutz) | |||
Lehndorf (Luftstraße) | Hochbunker (Selbstschutz) | |||
Ölper | Hochbunker (Selbstschutz) | |||
Schöppenstedter Straße | Hochbunker (Selbstschutz) | |||
Uhlandstraße | Hochbunker (Selbstschutz) | |||
Tiefbunker / LS-Stollen | ||||
ORT (Straße) | ART | PLÄTZE | BAUJAHR | HEUTE |
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Frankfurter Straße / Gartenstadt | TB | unzugänglich | ||
Mascherode | 3 LS-Stollen 8 | ab 1944 | verschüttet | |
Nussberg | "Kreisbefehlsstand" und Polizeistollen | 1944 | gesprengt, Fledermausquartier | |
Nussberg | LS-Stollen | 10000 | 1944 | unzugänglich, teilweise eingestürzt; Fledermausquartier |
Petritorwall | TB | 208 | 1940/41 | Privatbesitz |
Salzdahlumer Straße (Südstadt) | LS-Stollen | ca. 600 | 1944/45 | verschüttet |
Windmühlenberg | LS-Stollen | 1000 | abgerissen | |
Werkluftschutz | ||||
ORT (Straße) | ART | PLÄTZE | BAUJAHR | HEUTE |
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Büssing NAG-Werk | Winkel-Turm Anm. | nicht vorhanden | ||
Bevenroder Straße (ehem. Fa. Schrott Wagner) | TB | abgerissen 1/2006 | ||
Büchnerstraße (Jödebrunnen) | TB | unbekannt | ||
Bültenweg (Dachpappenfabrik Schacht) | HB | vorhanden | ||
Ernst-Amme-Straße (MIAG-Werk) | 1944 | unbekannt | ||
Gartenkamp/Eichtalstraße (ehem. Jute-Spinnerei) | Kleinbunker | abgerissen | ||
Hafenstraße | HB | ca. 70 | vorhanden | |
Hamburger Straße (ehem. Schmalbach) | HB | vorhanden | ||
Hildesheimer Straße (ehem. Telge & Eppers) | Kleinbunker | abgerissen 4/2003 | ||
Frankfurter Straße (ehem. Karges-Hammer) | TB | abgerissen 2/2003 | ||
Kralenriede (ehem. Niemo-Gelände) | Kleinbunker | entfestigt | ||
Salzdahlumer Straße (ehem. Franke & Heidecke) | TB (Provisorium) | 1943 | unklar | |
Volkmaroder Straße (Fa. Munte) | Rundbunker | abgerissen | ||
Volkmaroder Straße (ehem. Fa. Wahrendorf) | Deckungsgraben | abgerissen | ||
Vossenkamp (ehem. Libra-Werke) | HB | vorhanden | ||
Reichsbahn | ||||
ORT (Straße) | ART | PLÄTZE | BAUJAHR | HEUTE |
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RAW Borsigstrasse | Hume-Rohr | 50 | vorhanden | |
Borsigstraße (Bahndamm) | Stollen | 500 | unzugänglich | |
Hauptbahnhof I | TB | 250 | 1942 | ungenutzt |
Hauptbahnhof II | TB | 650 | 1942 | verfüllt und überbaut |
Hauptbahnhof Südwest | TB | 250 | unklar | |
Rangier- / Verschiebebahnhof | LS-Räume | 180 | unklar | |
Krankenhäuser | ||||
ORT (Straße) | ART | PLÄTZE | BAUJAHR | HEUTE |
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Krkhs. Celler Straße I | OP-Bunker (HB) | 1020 | 1941/42 | ungenutzt |
Krkhs. Celler Straße II | HB | 78 | 1941/42 | Teil des Krankenhauses |
Krkhs. Celler Straße III | Deckungsgraben | mind. 100 | 1943 | vorhanden |
Krkhs. Holwedestraße | HB | 230 | 1944/45 | EDV-Einrichtungen |
Luftschutzkeller / Öffentliche LS-Räume | |
ORT (Straße) | PLÄTZE |
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Am Fallersleber Tore, AOK-Gebäude | 500 |
Auguststraße, Dannenbaumsches Haus | 200 |
Borsigstraße, Lehrwerkstatt ehem. Reichsbahnausbesserungswerk (abgerissen 2009) | unbekannt |
Bültenweg, Schule | unbekannt |
Frankfurter Straße, Karges-Hammer-Werk (abgerissen 2003) | 70 |
Frankfurter Straße, Luther-Werke | unbekannt |
Grünewaldstraße, ehem. Luftflottenkommando | unbekannt |
Hamburger Straße 268 | unbekannt |
Heinrichstraße, Schule | unbekannt |
Holwedestraße, Krankenhaus | unbekannt |
Im Holzmoor, ehem. Lagergebäude (abgerissen 2005) | unbekannt |
Kleine Burg, Gymnasium Kleine Burg | 400 |
Kralenriede, ehem. Husarenkaserne | unbekannt |
Kralenriede, ehem. Niemo-Gelände | unbekannt |
Lange Straße, Neustadtrathaus Schulmuseum | 400 |
Löwenwall, Gaußschule | 400 |
Museumstraße, Anton-Ulrich-Museum | 500 |
Rathaus | 400 |
Ritterbrunnen 6 | 400 |
Salzdahlumer Straße, Städt. Klinikum (ehem. Luftwaffenlazarett) | unbekannt |
Sandwüstenweg, ehem. Kameradschaftshaus der Nimo | unbekannt |
Schöppenstedter Straße 31 | 200 |
Sidonienstraße, Schule | 250 |
Untere Dorfstraße 4 (Stiddien) | unbekannt |
Wendentor, Verwaltungsgericht | unbekannt |
Wolfenbütteler Straße, ehem. Akademie für Jugendführung | 130 |
Zimmerstraße, Grotrian-Steinweg (WLS) | unbekannt |
Weitere Luftschutzbauten in und um Braunschweig | ||
ORT | ART | HEUTE |
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Alt-Lehndorf, Große Straße (Gutshof Bewig) | Deckungsgraben | vorhanden |
Berliner Straße (Gliesmaroder Turm) | Deckungsgraben | vorhanden |
Ernst-Amme-Straße | Kleinbunker | vorhanden |
Gartenstadt, Harzstieg | Rundbunker | abgerissen |
Gaußstraße | Deckungsgraben | vorhanden |
Geitelde, Am Sender | Bunker Flakgrp.gefechtsstand | gesprengt und beseitigt |
Im Holzmoor | Brandwachenstand | abgerissen 01/2006 |
bei Lamme | Unterstand (Flakstellung) | abgerissen 2007 |
Leiferde, Thiedebacher Weg | Deckungsgraben | vorhanden, Fledermausquartier |
Querum | mehrere Kleinbunker | vorhanden |
Rothemühle (Schwülper) | Privatbunker | vorhanden |
Rüningen, Thiedestraße | Kleinbunker | gesprengt und beseitigt (1960); heute Schulgelände |
bei Stiddien | Kleinbunker | unzugänglich |
Volkmarode, Berliner Heerstraße | Kleinbunker | Reste vorhanden |
Volkmarode, Steinkamp | Kleinbunker | weitgehend beseitigt |
Waggum, Alter Stadtweg | Deckungsgraben | vorhanden, versiegelt |
Waggum, Flughafen | Deckungsgraben | vorhanden |
östlich Waggum | Kleinbunker | Ruine |
Wenden, Wendenmühle | Kleinbunker | Ruine |
Luftschutzbauten im Umkreis der Stahlwerke Salzgitter | ||||
ORT | ART | PLÄTZE | BAUJAHR | HEUTE |
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SZ-Bad (Windmühlenstraße) | 2 HB | vorhanden, entfestigt | ||
SZ-Barum | Deckungsgraben | 1943 | unzugänglich | |
SZ-Beddingen (Hafen) | angeböschter Einmannbunker | 2 | vorhanden | |
SZ-Beddingen (Hafen) | verstärkter Deckungsgraben | vorhanden | ||
SZ-Hallendorf (Windmühlenplatz) | HB | 2000 | 1941/42 | Bunker |
bei SZ-Hallendorf | Deckungsgraben | zugeschüttet | ||
bei SZ-Hallendorf | Deckungsgraben | versiegelt, Winterquartier für Fledermäuse | ||
SZ-Heerte (Gießereistraße) | HB | 1000 | 1941/42 | Zivilschutz |
SZ-Hillenholz | HB | gesprengt | ||
SZ-Immendorf | 2 | 3 Rundbunker | vorhanden | ||
SZ-Lebenstedt (Altes Dorf) | HB | 2500 | 1941-43 | Bunker |
SZ-Ringelheim (ehem. Kloster) | Kellerverbunkerung | 800 | fertig 1945 | Bunker |
bei SZ-Watenstedt | HB | gesprengt / übererdet | ||
bei SZ-Watenstedt | Kleinbunker | beseitigt | ||
bei SZ-Watenstedt | TB | 1941 | zugeschüttet | |
bei SZ-Watenstedt | Deckungsgraben | vorhanden | ||
SZ-Watenstedt | Kleinbunker | vorhanden | ||
SZ-Watenstedt (Alstom-LHB-Werksgelände) | WLS-Bunker | vorhanden, teilweise unzugänglich | ||
SZ-Watenstedt (Werksgelände der Stahlwerke) | mehrere WLS-Bunker | teilweise vorhanden, unzugänglich | ||
SZ-Watenstedt (Stahlwerke Hauptverwaltung) | WLS-Krankenhaus-Stollen | vorhanden, unzugänglich | ||
SZ-Watenstedt | Hochbunker | 1941 | Wohn-/Lagergebäude | |
SZ-Watenstedt | Bunker | unzugänglich | ||
bei SZ-Westerkamp | 2 | Salzgitter-Bunker 9 | gesprengt | ||
Anmerkung: Der Bereich um die Stahlwerke Salzgitter wird hier deswegen mit einbezogen, da ein Großteil der Anlagen und Wohnbauten auf ehemaligem braunschweigischen Landesgebiet liegen. Auch können nicht alle Kleinbunker und Splitterschutzanlagen aufgelistet werden, da dies den Rahmen der Tabelle sprengen würde. |
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Luftschutzstollen im Stadtgebiet Salzgitter 10 | ||||
ORT | BEZEICHNUNG | LÄNGE (m) | BAUJAHR | HEUTE |
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Salzgitter-Bad | Am Felsenkeller Felsenkeller | 210 | 1944 | verfüllt |
Salzgitter-Bad | Hamberg | 900 | 1944 | verfüllt |
Salzgitter-Bad | Laubberg | 455 | 1944 | verfüllt |
Salzgitter-Bad | Gablonzer Straße Sanitätsstollen | 300 | verfüllt | |
Salzgitter-Bad | Windmühlenberg | 2500 | verfüllt | |
Salzgitter-Bad | Ziesberg | 435 | teilweise vorhanden | |
Calbrecht | Karl-Scharfenberg-Str. Fachhochschule | 525 | 1944 | verfüllt |
Engerode | Friedhof | 210 | verfüllt | |
Gebhardshagen | Kappenhöhe | 250 | 1943 | verfüllt |
Gebhardshagen | Gustedter Straße Lack II | 1250 | 1944 | teilweise verfüllt; Oststollen eingestürzt |
Gebhardshagen | Sonnenbergweg | 380 | verfüllt | |
Gebhardshagen | Waldring | 180 | verfüllt | |
Gitter | Steinkuhle | 140 | 1944 | verfüllt |
Steterburg | Unter den Eichen | verfüllt | ||
Thiede | Tonhalde | nicht mehr vorhanden | ||
Thiede | Gipsbruch | beseitigt | ||